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Carolin Rollnik #meroNepal

Neugier und Sehnsucht sind nur zwei der Gründe, die Carolin im Februar 2019 veranlasst haben nach Nepal zurückzukehren, wo sie schon nach ihrem Abi fünf Monate als Praktikantin bei uns verbracht hat. Zurück in dieses chaotische Land, in dem Busfahrpläne (quasi) nicht existent sind und Spontanität das Leben bestimmt. Doch eben diese Spontanität und das vermeintliche Chaos sind es eben auch die zumindest zu einem Teil zum Charme Nepals beitragen und ein Fragment von Caros Blick auf Nepal sind, an dem Sie uns in ihrem #meroNepal Interview teilhaben lässt.

Sie kennen unsere Reihe #meroNepal noch nicht? Dann lohnt sich vielleicht ein Blick in unseren Vorstellungsbeitrag, in dem wir alle Fragen rund um die Reihe beantworten.

Carolin Rollnik #meroNepal

Stell dich mal vor...

Ein herzliches Namaste! Ich bin Caro, 22 Jahre jung und komme aus Gerlingen bei Stuttgart, wohne derzeit aber in Mainz. Im August 2016 durfte ich bis Ende Januar 2017 Nepal, dessen Kultur und natürlich die Kinder das erste Mal kennen- und lieben lernen. Im Frühjahr dieses Jahrs war die Wiedersehensfreude groß, als ich für einen weiteren Monat in das schönste Land der Welt flog.

Wie lange bist du schon zurück? Hast du dich wieder eingelebt?

Seit gut einem halben Jahr ist für mich der normale, schnöde Studentenalltag in Deutschland wieder eingekehrt. Im Gegensatz zu meiner ersten Rückkehr war die Autobahnfahrt, das erste Glas Apfelschorle sowie die erste Scheibe Brot mit Frischkäse nach der Reise kein großes Ereignis mehr wie es damals noch war. Da fühlte sich doch alles noch viel unwirklicher und verdammt seltsam an. Anschnallen im Auto, wo gibt’s denn sowas?! Einiges brauchte also erneute Gewöhnungszeit, anderes wurde mit Vorfreude erwartet.

Warst du davor schon mal in Nepal?

Yes. Nach meinem Abitur 2016 entschloss ich mich für 5 Monate (August bis Januar) ein Praktikum in den Häusern der Hoffnung zu machen. Im Februar/März 2019 kam ich dann als ehemalige Praktikantin zu Besuch, wobei sich meine Anwesenheit und Arbeit kaum von den restlichen Volunteers unterscheiden lässt.

An welche Aktion, die ihr mit den Kindern gemacht habt, denkst du am liebsten zurück?

Es gab tatsächlich zwei Aktionen, die mir besonders im Gedächtnis geblieben sind. Eines unserer Wochenendprogramme für die Kids lief unter dem Motto „Umweltverschmutzung durch Plastik“, wofür wir Volunteers uns intensiv mit der Thematik im Vorfeld auseinandergesetzt und vorbereitet haben. Es war uns ein großes Anliegen den Kindern nicht nur theoretisch anhand einer PowerPoint Präsentation mit Videos und Bildern das Problem darzustellen, sondern das gelernte Wissen auch praktisch umzusetzen. Deshalb folgte nach einem kleinen Input die sehr coole Plastikmüll-Sammelaktion „Trashtag“. Mit Mundschutz, Handschuhen und Mülltüten ausgerüstet sollte jeder so viel Plastik aufsammeln wie gefunden werden konnte. Es war schön zu beobachten, welche Wirkung das Ganze auf die Kinder hatte, auch wenn es vorerst nur ein kleiner Denkanstoß war.

Eine andere Situation fand ich super spannend, als ein Mitpraktikant und ich mit den Kindern auf dem Playground das erste Mal Wikingerschach spielen wollten, aber nicht mehr als drei Jungs sich dazu bereiterklärten. Aller Anfang war schwer, aber als die Regeln klar waren und die erste Runde gespielt wurde, machte es den Dreien doch überraschendweise ziemlich viel Spaß. Selbst die Kinder aus der Nachbarschaft schauten begeistert zu und probierten das Spiel in den nächsten Partien mit aus.

Hast du in Nepal etwas kennengelernt, was wir auch in Deutschland übernehmen sollten?

Ja, eine komplett andere, aber schöne Lebensqualität. In Nepal habe ich nämlich für mich die guttuende Erkenntnis gewinnen können mit sehr wenig recht gut auszukommen und das, ohne sich ständig zu viele Gedanken machen zu müssen. Vor allem hatte ich den Eindruck, dass Äußerlichkeiten in diesem Land mehr oder weniger nur eine nebensächliche Rolle spielen. Mal eben ganz entspannt ungekämmt und im Schlabberlook vor die Türe gehen frei von irgendeinem gesellschaftlichen Druck, der sich ja meistens sowieso nur in unseren Köpfen abspielt, ist in Nepal absolut kein Problem

Gibt es Gegenstände hier in Deutschland, die du seit deinem Aufenthalt mit Nepal verbindest? 

Auf jeden Fall verbinde ich all meine Mitbringsel aus Nepal mit meinem Aufenthalt. Gerade im Winter freue ich mich, wenn ich meine Nepal-Schals auspacken kann und wieder jeden Tag um den Hals tragen darf. Die typischen, buddhistischen Gebetsfähnchen hängen als das Deko Must-Have in meinem Zimmer und erinnern mich ebenso an die großartige Zeit im fernen Asien. Meine liebsten Gegenstände sind jedoch mein Dal Bhat-Teller aus Asan für den echten Genuss zuhause und die Elefanten-Milk-Tea-Tasse aus dem Phat Kat in Thamel.

Was war die größte Herausforderung für dich?

Ich muss an der Stelle zugeben, dass ich ein sehr ordnungsliebender Mensch bin, der ohne ein bisschen Struktur im Leben womöglich nicht klarkäme. Darum hat mich die spezielle Mentalität der Nepalesen, viele Dinge spontan anzugehen und zu regeln, zu Beginn schon ziemlich herausgefordert. Mit der Zeit habe ich mich allerdings an diese Art zu leben gewöhnt, obwohl mir Fahrpläne für die Busse doch in der ein oder anderen Situation sehr entgegengekommen wären. Manchmal vermisse ich sogar diese Spontanität im Handeln und Denken der Menschen in Deutschland. Davon könnte sich jeder zumindest ein kleines Scheibchen von abschneiden.

Wie sieht für dich ein perfekter Tag in Nepal aus?

 

Wenn die Kids nach der morgendlichen Study-Time und dem Dal Bhat-Frühstück pünktlich um 9Uhr zur Schule fahren, gibt es erstmal unter uns PraktikantInnen eine Runde leckeren Milktea beim Milktea-Man an der Ecke. Danach geht’s mit dem Microbus nach Thamel zum Bummeln und Stöbern mit anschließender Kaffeepause und einem Abstecher zur Weizenbakery, bei der es unglaublich fantastische Zimtschnecken gibt! Wieder zurück zuhause im Apartment wird erstmal in der Hängematte etwas gedöst und Sonne getankt. Ein paar tiefgründige Schwätzchen zwischendurch dürfen natürlich nicht fehlen. Der perfekte Tag endet dann in der Regel mit Blumenkohl als Gemüse zum Dal Bhat und dem Gute-Nacht-Ritual mit allen Kindern, bevor es ins Bett geht.

Warum wolltest Du zurück nach Nepal?

Sehnsucht! Nach meinem ersten Aufenthalt in diesem Land durfte ich wertvolle Erfahrungen mitnehmen und habe wunderbare, unvergessliche Momente geschenkt bekommen. Demensprechend gab es einen absoluten Wiederholungsbedarf.

Neugier! Was das angeht war ich sehr gespannt darauf wieviel sich geändert hat seit meiner Abreise 2017 bzw. unverändert blieb. Wie sehen die Kinder heute aus? Geht es ihnen gut? Wie sieht es mittlerweile in den Häusern aus? Was ist neu? Wer sind die aktuellen PraktikantInnen?

Meinen letzten Grund bezeichne ich mal grob als „Flucht aus dem Alltag“. Nepal ist seit meinem ersten Besuch mein persönlicher Sehnsuchtsort, der für Sorglosigkeit, Frieden und Geborgenheit steht.

Hast du noch eine Kurze Anekdote zum Schluss?

Okay, ich erzähle euch nun einen Schwank aus meiner Nepalzeit, den ich so schnell nicht vergessen und euch hoffentlich nie widerfahren wird: Es ereignete sich, dass ich nach einer anstrengenden 16h Busfahrt aus Pokhara nachts aus lauter Müdigkeit und Hektik meinen gesamten Jutebeutel mit Kamera und Handy im Fußraum unseres Taxis liegen ließ. Natürlich sah ich die Dinge nie wieder. Alles war futsch. In erster Linie dachte ich an den materiellen Wert, der mir innerhalb von Sekunden flöten ging, doch letztendlich war ich viel mehr darüber enttäuscht, dass meine ganzen Fotos und Erinnerungen für immer weg waren. Dass mein Laptop an Silvester auch noch drauf ging, toppte das Ganze zusätzlich. Jedenfalls mein Rat an alle ehemaligen und zukünftigen Volunteers: Speichert eure Aufnahmen sicherheitshalber auf einem externen Datenträger ab!

Für unseren Instagram Account @selfhelpnepal hat Caro noch drei Bilder herausgesucht. Eines davon gibt Ihnen dabei auch einen kleinen Eindruck von der Plastikmüll-Sammelaktion "Trashtag". Vorbeischauen lohnt sich.

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