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Rundbrief Nr. 52

Winter 2023

Liebe Freundinnen und liebe Freunde,

 

Als ich an Heiligabend vor 25 Jahren mit einigen Freundinnen und Freunden den Verein gründete, war mir überhaupt nicht bewusst, welche Dimensionen er annehmen und welche Auswirkungen er haben würde. Ich hatte ihn ins Leben gerufen, um eine französische Privatinitiative finanziell zu unterstützen. Mehr wollte ich nicht. 

Damals hatte ich mir nicht träumen lassen,

  • dass ich aufgrund der großen Not in Nepal schon nach ca. zwei Jahren mit 13 Kindern ein eigenes Kinderheim gründen würde;
  • dass dieser Verein einmal mehr als 200 Kindern eine Schul- und Berufsausbildung vermitteln würde;
  • dass diese Kinder als Jugendliche in großem Stil Deutsch lernen und in Deutschland eine Berufsausbildung machen würden;
  • dass dieser Verein nach dem verheerenden Erdbeben im Jahr 2015 eine entscheidende Rolle beim Wiederaufbau von zwei Dörfern sowie bei der Unterstützung von einigen Dorfschulen und vielen externen Schulkindern mit Schulgeld spielen würde;
  • dass er während der Coronapandemie mit seinen Lebensmittelpaketen, seiner Teilnahme an Armenspeisungen und seiner medizinischen Unterstützung für viele Menschen überlebenswichtige Hilfe leisten würde;
  • dass der Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd, Herr Richard Arnold, im Jubiläumsjahr diese Einrichtung in Nepal besuchen würde;
  • dass ich so viele Patinnen und Paten, Spenderinnen und Spender für all diese Vorhaben sowie so viele Helferinnen und Helfer für viele Arbeiten im Hintergrund finden würde.

Ohne Sie und euch ginge gar nichts.

 Herzlichen DANK.

Nach drei Jahren Zwangspause wegen Corona findet dieses Jahr wieder eine Gruppenreise statt, zu der der Oberbürgermeister der Stadt Schwäbisch Gmünd Richard Arnold begleitet von Stadträtin Frau Dr. Birgit Stahl und seinem Bruder gestoßen ist. Sie haben zusammen mit der Reisegruppe das Kinderheim besucht, eine kleine Darbietung im Kindergarten sowie in der Schule die morgendlich stattfindende „Assembly“ (Schulversammlung) erlebt. Höhepunkt für alle Besucher war am Nachmittag die Aufführung unserer Kinder mit ihren Tänzen und ihrer Musik anlässlich des Tihar Festes (Lichterfest).

OB Arnold schickte mir anschließend folgende WhatsApp:

 

Lb Frau Dietrich! Herzlichen Dank für den schönen Tag heute und das wunderbare Tihar Fest. Es ist beeindruckend, was die Kinder und Lehrer da heute auf die Beine gestellt haben und ich bin sehr beeindruckt, was Sie über die Jahrzehnte geleistet und aufgebaut haben. Das ist fast schon übermenschlich und verdient großes Lob. Als Ihr OB bin ich sehr stolz auf Sie. Weiterhin alles Gute, Ihr R. Arnold.

 

 

Mit großem Vergnügen verteilte Oberbürgermeister Arnold zusammen mit Frau Dr. Stahl anschließend Süßigkeiten an die Kinder, die diese sehr genossen. Dhanyabad!

Ungeplant, jedoch zum Jubiläum sehr passend erstrahlen unsere drei Häuser in neuem Glanz. Unsere drei Vermieter zwangen uns, sowohl einen neuen Außen- als auch Innenanstrich, manche Reparatur z.B. beim Wasserfilter sowie bei den Holzfenstern und -türen zu machen. Leider dürfen Vermieter in Nepal alle anfallenden Instandhaltungsarbeiten und -kosten auf die Mieter abwälzen und tun dies auch in vollem Umfang. Durch die Streicharbeiten wurde auch die Abgrenzungswand zum nächsten Grundstück frei, die unsere künstlerisch recht begabte Jyostana mit einem Schmetterling in den Landesfarben Nepals und Deutschlands verzierte. 

weitere Jugendliche sind zwischen Ende Juli und Ende September zur Ausbildung nach Deutschland gekommen. Ebenso kamen zwei weitere in die internationale 10. Klasse ans Friedrich-Schiller-Gymnasium in Marbach am Neckar. Wir sind der Schule sehr dankbar, dass sie jedes Jahr Jugendliche von uns aufnimmt, für die dieses Schuljahr eine ungemeine Bereicherung bedeutet.

Mit seinen nun 26 Jugendlichen in Deutschland hat der Verein jetzt zwei Zentren. Dank Deutschland-Ticket können die Jugendlichen hier eine eifrige Reisetätigkeit entwickeln, die ihnen hilft, ihr Heimweh zu bewältigen. Immer wieder treffen wir uns auch zu gemeinsamen Unternehmungen und Feiern. So auch in Schwäbisch Gmünd zu Dashain, dem größten Hindufest in Nepal. Unsere Mädchen hatten sich zu diesem Anlass ganz besonders herausgeputzt. Alle gingen glücklich und zufrieden nach Hause.

 

Für die Kinder aus unserer Schar in Kathmandu, die an Dashain nicht wie die anderen ins Dorf fahren konnten, veranstalten die örtlichen Betreuenden wie immer ein sehr schönes Fest in unserem Kinderheim. Dafür bin ich sehr dankbar, weil sie selbst auf ein Fest im Kreise ihrer Großfamilien verzichten müssen.

Zum ersten Mal seit Jahren kam das Mitarbeiterehepaar Laxman Poudel und Sharmila (Saru) Basnet nach Deutschland. Sie wohnen einerseits als Ansprechpartner bei unseren ältesten Buben und Mädchen, andererseits unterrichten sie in unserer Grundschule. Saru ist dort sogar Schulleiterin. Mit ihnen haben wir die Ausbildungsbetriebe unserer Jugendlichen vom Nordschwarzwald, über den Odenwald, die Heilbronner und Ludwigsburger Gegend bis auf die Schwäbische Alb besucht. Sie sollten Einblicke in die Ausbildungs- und spätere Arbeitswelt ihrer früheren Schützlinge bekommen, damit sie die nächsten Jahrgänge bezüglich ihrer zukünftigen Berufsplanung besser beraten können. Das Bild zeigt sie mit der Leiterin der Krankenpflegschule in Mutlangen und einigen unserer Pflege-Azubis.

Am eindrücklichsten für sie waren die Unterrichtsstunden in einer Grundschule im Schwäbisch Gmünder Raum. Weg vom dozierenden und völlig lehrerzentrierten Unterrichtsstil hin zum selbstorientierten Lernen war für sie völliges Neuland. Mit dem neuen Unterrichtsverständnis können wir die Unterrichtsqualität in unserer Schule in Nepal verbessern. In Kathmandu selbst konnten wir ebenfalls einige Mitarbeitende auf eine vom Ausland veranstaltete Lehrerschulung schicken, was sich langfristig nur vorteilhaft auf unseren Unterricht und unsere Kinder auswirken wird.

Leider gibt es auch Trauriges zu berichten. Unsere Maya didi (Hausangestellte) ging nach heftigen Rückenscherzen mit ihrem ältesten Sohn ins Krankenhaus. Ohne Krankenversicherung, die die Behandlungskosten übernimmt, ertragen viele Nepalesen häufig Schmerzen, bis es eigentlich schon zu spät ist. Wir wissen leider nicht, ob es bei ihr genauso war.

 

Da ihre beiden Söhne, die sie schwer loslassen konnte, im September gleichzeitig zur Ausbildung nach Deutschland gehen sollten, dachte ich zunächst, dass die Schmerzen symptomatischer Natur seien. Eine Herzoperation war jedoch notwendig, die sie nicht verkraftete. Nach drei Wochen Koma wurde sie erlöst. Wir trauern um sie, weil sie eine so sehr liebenswürdige Mitarbeiterin war. Und wir fühlen mit ihrem Mann und ihren Söhnen, die nun alleine ohne sie zurechtkommen müssen.

Das Erdbeben in der Nacht vom 3. auf den 4. November in den weit im Westen liegenden Distrikten Jajarkot und in West-Rukum hat unsere Reisegruppe aus ihrer Urlaubsstimmung bei herrlichem Sonnenschein und für die Jahreszeit viel zu milden Temperaturen herausgeschreckt. Einige Teilnehmende hatten das Beben so kurz vor Mitternacht sogar noch in Kathmandu im Hotel gespürt. Ohne jedoch irgendwelche Abstriche bei ihrem Reiseprogramm machen zu müssen, konnten sie die Reise bis zum Ende durchführen. 

Die Regierung sowie verschiedene nepalesische Einrichtungen und Hilfsprojekte transportierten Zelte, Decken und Nahrungsmittel dorthin, konnten aber wegen der mangelnden Infrastruktur viele entlegene Dörfer nicht erreichen. Es gab Tote. Viele Menschen sind trotz der Hilfsgüter auch in weniger entlegenen Gegenden immer noch unversorgt. Laut Aussagen der Betroffenen in den Medien decken die Hilfsgüter den Bedarf nicht. Eine Decke z.B. kann nicht für drei Personen reichen.

Unsere 27 Kinder aus dieser Region waren zu diesem Zeitpunkt schon wieder in Kathmandu. Ihre Angehörigen blieben zum Glück unversehrt. Aber ihre Häuser, aus Stein, Lehm und Holz gebaut, hielten den Erdstößen nicht stand. Zwar ist keines völlig zusammengebrochen, aber sie weisen große Risse und Löcher im Mauerwerk auf. Darin zu wohnen ist zu gefährlich. Draußen gibt es immer wieder die gefürchteten Nachbeben. Und nachts ist es schon empfindlich kalt. Da sie ganz auf uns vertrauen, wandten sie sich auch jetzt wieder an uns und hoffen, dass wir ihnen helfen. Der größte Brocken dieser Unterstützung wird sein, ihre Häuser erdbebensicher wiederaufbauen.

 

Wir wagen es, uns wieder an Sie zu wenden und Sie um eine extra Spende zu bitten. Haben Sie jetzt schon herzlichen Dank für Ihre erneute, so wertvolle Unterstützung. Halten Sie uns bitte die Treue, damit wir bei unserer großen Familie, für die noch viele Paten fehlen, weiterhin unseren Auftrag erfüllen können. 

Am 24. Februar 2024 feiern wir unser 25-jähriges Jubiläum in Schwäbisch Gmünd. Dazu gehen diesen Monat gesonderte Einladungen hinaus. Sollten Sie keine erhalten, aber gerne teilnehmen wollen, finden Sie diese in unserem Downloadbereich, alternativ können Sie uns aber auch per E-Mail schreiben. Wir freuen uns, wenn Sie mit uns feiern.

Durch die vielen Naturkatastrophen und Kriege geht ein Jahr mit vielen Herausforderungen zu Ende. Hoffentlich wird das neue ruhiger. Ich danke Ihnen nochmals für Ihre treue Unterstützung und wünsche Ihnen im Namen aller Kinder und Mitarbeitenden eine besinnliche und friedvolle (Vor-)Weihnachtszeit und ein gesundes und ruhigeres neues Jahr 2024.


Eine Vielzahl weiterer Rundbriefe, der vergangenen Jahre, finden Sie auch in unserem Downloadbereich zum Herunterladen als pdf.

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