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Weihnachten und Silvester in Deutschland

Im Hinduland Nepal ist der 25. Dezember genauso wie das islamische Fastenbrechen in den Schulen zwar frei, nicht aber in den Ämtern, Büros und Geschäften. Neujahr am 1. Januar ist auch nur für die Geschäftswelt von Bedeutung, denn das nepalesische neue Jahr wird erst Mitte April gefeiert. Das Land hat eine eigene Zeitrechnung sowie einen eigenen Kalender.

Damit unsere nepalesischen Jugendlichen, die in Deutschland eine Ausbildung machen, Weihnachten bei uns erleben, habe ich mich an diesem Fest mit 12 von ihnen am Heiligen Abend in unserem nepalesischen Restaurant in Schwäbisch Gmünd getroffen. Wir begann den Abend mit dem landestypischen Dal Bhat Essen, auf das sich die Jugendlichen sehr gefreut hatten. Es gibt nichts Besseres als bekanntes Essen, bei dem man nicht mit Messer und Gabel hantieren muss, das man wie zu Hause mit der Hand essen darf! 

Bei Kerzenschimmer lasen wir anschließend in einfacher Sprache die Weihnachtsgeschichte, lauschten dem „Jauchzet, frohlocket“ aus dem Bachschen Weihnachtsoratorium und Händels Halleluja Chor aus dem Messias. Mit „Stille Nacht, heilige Nacht“ fingen wir dann gemeinsam an, Weihnachtslieder aus der ganzen Welt zu singen. Ich war erstaunt, wie viele sie kannten. Wichteln und ein Weihnachts-Bingo beschlossen den sehr dem Anlass angemessenen Heiligen Abend, bei dem es nicht um Missionierung, sondern um das Kennenlernen der christlichen abendländischen Kultur ging.

Am Weihnachtstag folgten sieben meiner Einladung zu Entenbrüstchen mit Rotkraut und Knödeln. Obgleich dieses typisch deutsche Weihnachtsmahl für nepalesische Gaumen noch recht gewöhnungsbedürftig war, blieb nichts übrig.  

Zu Vierzehnt bestaunten wir während der Woche die akrobatischen Nummern im Weltweihnachtzirkus in Stuttgart. So etwas kennt man in Nepal nicht.

Nach zwei Spielen gestalteten 18 Jugendliche Silvester mit viel nepalesischem Gesang und Tanz. Für das üppige Feuerwerk um Mitternacht – Höhepunkt der Silvesternacht -   waren alle Handys gezückt, denn das kennt man auch nicht aus Nepal. Manisha gehörte zu den Tänzerinnen, die, als alle anderen schon schlappmachten, noch ein tolles Solo aufs Parkett legte.   

Alle Treffen haben dazu beigetragen, die neue Heimat ein bisschen besser verstehen zu lernen. Sie waren einfach schön, haben die Gemeinschaft gestärkt und neue Kraft für die Herausforderungen in der Ausbildung und im Alltag gegeben. Zufrieden ging jede und jeder hinterher seines Weges.

Ellen Dietrich

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