Auch in Nepal ist Corona noch immer das dominierende Thema. Landesweit steigt die Zahl der Infizierten leider stetig weiter an. Stand 10.11.20 verzeichnet die John Hopkins Universität etwas über 197.000 Fälle. Dies hat in Nepal gravierende Folgen. Bereits berichtet haben wir über die Schwierigkeiten Vieler, die Familie zu ernähren, seit der Tourismus weggefallen ist und auch die restliche nepalesische Wirtschaft als Folge der Lockdowns sehr stark zurückgegangen ist. Die Schulen sind noch immer geschlossen. Durch Mangel an digitaler Infrastruktur ist an Online-Unterricht kaum zu denken. Bei uns im Haus übernehmen daher unsere nepalesischen Betreuer*innen und älteren Jugendlichen den Unterricht für die verschiedensten Klassenstufen. Kurz vor den derzeitigen Dashain-Ferien wurden sogar, wie auch in der Schule üblich, Prüfungen über das bisher Erlernte geschrieben. Auch dies wurde von unseren Betreuer*innen organisiert.
Neben der Wirtschaft und den Bildungseinrichtungen wird bei den Folgen der Pandemie natürlich vor allem auf das Gesundheitswesen geschaut. Leider erreichen uns aus Nepal hier genau die Nachrichten, die man sich gar nicht ausmalen möchte. Bereits seit Beginn der Pandemie gibt es Berichte, dass die medizinische Versorgung deutlich nachgelassen hat, bzw. viele mit ganz anderen Erkrankungen oder z.B. auch Schwangere aus Angst vor einer Infektion mit dem Corona-Virus nicht in die Krankenhäuser gehen möchten. Seit Ende August steigen die Corona-Fallzahlen erneut stark an und schießen vor allem auch im dichtbesiedelten Kathmandutal in die Höhe. Seit Anfang Oktober gibt es dort bereits keine freien Intensivbetten mit Beatmungsgeräten mehr (s. Kathmandupost 6.10.). Mitte Oktober wurde bekanntgegeben, dass alle staatlichen Krankenhäuser im Kathmandutal zu reinen Covid-19-Häusern gemacht werden sollen.
Gleichzeitig soll der derzeit stark gelockerte Lockdown wohl nicht wieder verschärft werden. Mitte Oktober wurde sogar erlaubt, die öffentlichen Busse wieder voll auszulasten - das bedeutet bis zu 30 Passagiere in einem VW-Bus großen "Micro”.
Noch immer im Rahmen des Lockdowns verboten ist die Einreise von Ausländern, mit der Ausnahme von Diplomaten. Wann und wie sich die Situation in Nepal wieder normalisieren kann, ist derzeit leider völlig unklar. Möglicherweise sollen die Schulen Ende November wieder geöffnet werden, ob es wirklich dazu kommt, steht wohl in den Sternen.
Aber bis dahin stehen nun erstmal die beiden wichtigsten nepalesischen Feste an! Bereits vergangene Woche war Dashain, das große Fest der Familie. Für gewöhnlich fahren dafür alle nach Hause in die Dörfer - auch unsere Kinder. In diesem Jahr blieben alle in unseren Häusern. Traditionell gibt es an Dashain Ziegenfleisch. Außerdem werden schon einige Tage zuvor große Schaukeln aus Bambusstäben und Seilen aufgebaut. Beim Schaukeln sollen alle negativen Gefühle und Gedanken davongetragen und durch positive ersetzt werden – ein sehr schöner Gedanke, finden wir. Die Jungs in unserem Kinderhaus haben die viele freie Zeit vor Dashain genutzt und einen Tanz einstudiert. Teil der Choreographie sind auch verschiedene Brauchtümer Dashains. Ein Blick auf das Video lohnt sich auf alle Fälle.
Am Hauptfesttag erhält dann jedes Familienmitglied ein Tikka, eine Art Segnung in Form eines roten Punktes aus Farbe, Joghurt, Reis und Banane auf die Stirn sowie einen kleine Gabenteller mit Obst und Süßigkeiten. Diese Feierlichkeiten konnten natürlich auch dieses Jahr nicht ausfallen, wurden aber in all unseren Häusern getrennt praktiziert, um das Infektionsrisiko zu minimieren.
Neues rund um den Verein
Was ist aus der Petition ans BMZ geworden?
Im Juni hatten wir Sie auf eine Petition aufmerksam gemacht, welche sich an das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) richtete und eine Fortsetzung der direkten staatlichen Entwicklungszusammenarbeit in Nepal forderte. Diese soll nämlich nach den Plänen des Reformkonzepts „BMZ 2030“ in Nepal auslaufen.
Insgesamt wurde die Petition von 1908 Personen unterzeichnet, woran Sie einen nicht geringen Anteil haben. Vielen Dank dafür.
Zusammen mit einem von uns und ca. 60 weiteren in Nepal tätigen NGOS mitgezeichneten offenen Brief wurde die Petition an Entwicklungsminister Müller und sein Ministerium übergeben.
Die Antwort, welche wir darauf erhielten, war eher ernüchternd und bestätigte nur nochmals die Entscheidung aus dem Reformkonzept. Entscheidendes Kriterium war demnach in Nepal „die im Bezug zu anderen Gebern als auch im Bezug zu anderen Partnerländern […] vergleichsweise geringe Signifikanz.“ (Antwortschreiben vom 29.06.2020).
Was ist seitdem passiert?
Im Rahmen der Aktion haben sich einige Stiftungen und Vereine, die in Nepal aktiv sind, zusammengetan. Dieses Netzwerk wollen wir auch in Zukunft weiter nutzen und ausbauen, um uns gegenseitig zu unterstützen. Konkret fand dafür ein weiteres Netzwerktreffen statt.
Am 22. September fand außerdem das vom BMZ initiierte „Ländergespräch Nepal“ statt, zu dem neben den Durchführungsorganisationen der Entwicklungszusammenarbeit (GIZ, KfW und PTB) auch wir als NGO eingeladen waren. Ziel dieses Gesprächs war es, in Austausch zu treten, damit auch die Anliegen der Zivilgesellschaft in die anstehenden Regierungsgespräche einfließen können. In diesen wird dann der finanzielle und inhaltliche Rahmen der bilateralen EZ zwischen Deutschland und Nepal für die nächsten 2-3 Jahre festgelegt. Dabei wird es auch ganz viel darum gehen, welche Projekte noch beendet werden und wer Projekte fortführen könnte. Denn fest steht schon (sollte sich an der politischen Position nichts ändern), dass in 3 Jahren die PTB und in 5 Jahren die KfW Nepal verlassen werden. Wir werden sehen, wie sich das weiter entwickelt.
Online Mitgliederversammlung & neuer Vorstand
Dieses Jahr war und ist einiges anders, auch unsere Mitgliederversammlung. Normalerweise kommen wir sonst immer in Schwäbisch Gmünd zusammen, dieses Jahr fand unsere Versammlung am 28.September 2020 erstmals online statt. Teilnehmen konnte man also ganz bequem von zuhause, ohne weite Anreise.
Im Rahmen der Mitgliedsversammlung haben wir unseren neuen Vorstand gewählt. Dieser setzt sich zusammen aus Ellen Dietrich, welche als 1. Vorsitzende wiedergewählt wurde, Walter Neumann als Schatzmeister und Ingrid Schneider-Winter als Schriftführerin.
An dieser Stelle möchten wir uns auch nochmals bei Joachim Müller und Toni Lang für ihre langjährige Mitarbeit im Vorstand bedanken!
Was steht an?
Bestellen Sie unseren Kalender für 2021!
Für 2021 bietet unser Verein einen Kalender zu Nepal an. Dieser wurde von einigen ehemaligen Praktikant*innen gestaltet und ermöglicht es Ihnen, Nepal und unseren Verein noch etwas besser kennenzulernen. Mit viel Herzblut wurden Fotos zusammengestellt und Texte dazu geschrieben, in denen die ehemaligen Praktikant*innen ihre Wahrnehmungen und Empfindungen zum Ausdruck bringen. Lassen Sie sich davon einfangen und begeistern!
Unser Kalender wird nur einmal produziert. Um sich ein Exemplar zu sichern, müssen Sie diesen also innerhalb des Bestellzeitraums bestellen. Der Kalender eignet sich übrigens auch perfekt als Weihnachtsgeschenk!
Von jedem verkauften Kalender fließen mindestens 5€ direkt in unsere Projektarbeit in Nepal.
Bändchen und Beutel aus Nepal
Wie bereits erwähnt sind die Schulen in Nepal seit Ende März geschlossen. Daher haben die Kinder und Jugendlichen derzeit viel Freizeit. Einige unserer Ältesten haben diese genutzt und wunderschöne Armbändchen geknüpft. Unsere Hausangestellten wollten nicht nachstehen und nähten kleine Beutelchen - jedes ein Unikat - , welche Nepalesen als Geldbeutel dienen. Man kann aber auch Schmuck oder andere kleine Sachen darin aufbewahren.
Wir entschlossen uns, sie in Deutschland gegen Spenden abzugeben, denn die fleißigen Hände sollen für ihre Arbeit belohnt werden. Der Erlös kommt ihnen direkt zugute. Ab etwa Mitte November wird es beides in verschiedensten Läden in Baden-Württemberg geben, hier eine kleine Auflistung. Wann und wie lange sie dort tatsächlich verkauft werden, müsste natürlich individuell im jeweiligen Geschäft angefragt werden:
- Eine - Welt - Laden, Schwäbisch Gmünd
- Weltladen in Ellwangen
- Fair-Weltladen und Café in Aidlingen
- Weltladen in Böblingen
- Weltladen in Stuttgart Botnang
- Waldschule Degerloch in Stuttgart Degerloch
- Mode Buck in Müllheim
- Hofladen des Luzernenhofs in Buggingen-Seefelden (bei Freiburg i.Brg.)
Terminübersicht
09.01.2021 |
Einführungsseminar für zukünftige Praktikant*innen und Interessierte In Form eines Online Seminars, Beginn 10 Uhr |
Das erwartet sie in unserem Blog...
Hier im Blog werden wir mit Ihnen zusammen schauen, wie es um unser laufendes Corona-Soforthilfe Projekt steht.
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